Standard und Siegel gibt es seit 2000
Aktuelle Version: 6.1 von Juni 2018
Institutionelles, unabhängiges Nachhaltigkeits-Label
Typ A (gesamte Produktionskette), Typ I (unabhängige Inspektion und Zertifizierung)
Inhaber und Herausgeber des IVN-BEST Standards und Label ist der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN). Der IVN ist ein Zusammenschluss von Unternehmen aus allen Bereichen
der Leder- und Textilwirtschaft, die gemeinsam für ökologische und sozialverantwortliche Wirtschaftsweisen eintreten. Derzeit 85 Mitglieder aus Handwerk, Industrie und Handel darunter Lieferanten
und Vorstufen-Betriebe über Produzenten und Brands bis hin zu Einzelhändlern und Dienstleistern sind in diesem Berufsverband vertreten. Die Unternehmensphilosophie der IVN-Mitglieder beinhaltet
den Schutz der Umwelt, eine ausgeprägte soziale Verantwortung, ein hoher Anspruch an die Qualität der Produkte und Verbraucherschutz.
Es dürfen derzeit 4 akkreditierte Zertifizierer nach IVN BEST zertifizieren:
Ceres GmbH
Ecocert IMO GmbH
OIA Organizaciòn International Agropecuaria
PCU Deutschland GmbH Control Union
Für Schadstoffanalysen sind zwei Labore zugelassen:
eco-INSTITUT
Bremer Umweltinstitut
Bis 1999 existierte der Arbeitskreis-Naturtextilien mit dessen AKN-Markenzeichen, aus dem im Jahr 2000 der IVN hervorging. Heute vergibt der IVN die drei Label „Naturtextil zertifiziert BEST“,
„IVN NATURLEDER zertifiziert“ und den „GOTS“. Bis 2006 gab es auch das IVN- Qualitätszeichen Naturtextil BETTER, welches durch den GOTS ersetzt wurde.
Ziel des IVN BEST ist die konsequente Reduzierung und Vermeidung ökologisch bedenklicher und naturfremder synthetischer Stoffe. Die Anforderungen reichen von der Gewinnung textiler Rohfasern über
umweltverträgliche und sozial verantwortliche Herstellung in allen Produktionsstufen bis hin zur Kennzeichnung der Endprodukte. Damit wird eine glaubwürdige Produktsicherheit für den
Endverbraucher erzielt.
Grundlage für Textilien aller Art bildet zunächst das Fasermaterial, aus denen sie hergestellt sind. Das Qualitätszeichen IVN BEST legt deshalb den besonderen Fokus auf die Fasern. Bei IVN BEST
muss die Fläche einer Textilie, d.h. das Hauptmaterial ohne Zutaten, zu 100% aus Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung
(kbT) stammen. Synthetische Fasern, wie z. B. Elasthan, Polyacryl oder Viskose dürfen nur bei bestimmten Zutaten eingesetzt werden.
Als Mit-Inhaber des GOTS, darf der IVN nur dann einen weiteren Standard pflegen und Siegel vergeben, solange die Kriterien strenger und anspruchsvoller als beim GOTS sind. Die Hauptunterschiede
beim IVN BEST zum GOTS sind: Textilien müssen aus 100% kbA/kbT zertifizierten Fasern bestehen, es sind einige wenige Farb- und Hilfsmittel weniger erlaubt, Merzerisieren/optisch Aufhellen ist
nicht zugelassen, bei Zutaten und Accessoires müssen diese ebenfalls aus Naturfasern bestehen (keine Viskose) und es gibt geringfügige Unterschiede bei den Sozialkriterien.
Geltungsbereich
• Faserprodukte, Garne, Textile Flächen
• Bekleidung
• textile Mode-Accessoires (zum Mitführen und Anziehen)
• textile Spielzeuge
• Heimtextilien, Matratzen und Bettwaren
• Hygieneartikel
• teilzertifizierte Kombinationsprodukte gemäß Definition in den Richtlinien
Regelbereich
IVN BEST verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Es werden nur Produkte gekennzeichnet, die über den gesamten Herstellungsprozess nach strengen Richtlinien produziert und kontrolliert wurden. Zum
einen gibt der Standard Kriterien vor, die von der gesamten Betriebsstätte, in der BEST Waren verarbeitet werden, einzuhalten sind (2.4.10. Umweltmanagement, 2.4.11. Abwasseraufbereitung, 3.
Soziale Mindestanforderungen und 4.1. Auditierung von Verarbeitungs-, Konfektions- und Handelsstufen), während andere Kriterien spezifisch für die zu zertifizierenden Produkte gelten.
Der Standard regelt die Bereiche Verarbeitung (Spinnen, Weben, Färbung und Ausrüstung von Textilien), Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung sowie Handel und Vertrieb von Textilien, die aus 100%
ökologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Bei den Kriterien handelt es sich um obligatorische Anforderungen, die entweder von der gesamten Betriebsstätte einzuhalten sind oder spezifisch für die
zu zertifizierenden Produkte gelten. Der Einsatz von natürlichen und chemischen Textilhilfsmitteln ist durch Kriterien beschränkt, um auf eine Reduzierung der Umweltbelastungen und die
Minimierung unerwünschter Rückstände auf den Textilien abzuzielen.
Verarbeitungsbetriebe, Hersteller und Händler von BEST Waren müssen am IVN BEST Zertifizierungsverfahren teilnehmen, welches auf einem jährlichen Inspektionszyklus beruht (einschließlich
möglicher unangekündigter Inspektionen, die sich nach der Risikobewertung der Betriebstätten richten). Sie müssen ein gültiges Betriebszertifikat vorweisen, aus dem die zertifizierten Produkte
und Produktgruppen sowie die Verarbeitungs-, Herstellungsschritte bzw. Handelstätigkeit hervorgehen.
Damit darf IVN BEST-Label nur nach erfolgreicher unabhängiger Zertifizierung verwendet werden. Der IVN BEST basiert auf einem dualen Qualitätssicherungssystem. Zunächst erfolgt die unabhängige
Zertifizierung aller involvierten Prozesseinheiten. Das bedeutet, alle Betriebe von der Spinnerei bis zur Konfektionierung, sowie allen Handelsstufen müssen das jährliche Audit Vorort durchführen
lassen. Lediglich zugelassene Zertifizierungsstellen, die gemäß ISO 65 akkreditiert dürfen IVN-Zertifizierungen durchführen. Derzeit sind das weltweit 4 zugelassene Zertifizierungsstellen.
Der zweite Teil des Qualitätssicherungssystems beinhaltet Rückstandsanalysen der Fertigprodukte oder Zwischenprodukte (Fasern, Garne, Stoffe). Die jeweiligen Schadstoffgrenzwerte sind durch die
Richtlinien vorgegeben. Je nach Risikopotential werden vom Auditor Proben entnommen und die Rückstandsanalyse bei ISO-akkreditierte Labors beauftragt.
Das Zertifizierungssystem des IVN BEST entspricht dem des GOTS.
39 Betriebe sind gemäß dem IVN BEST zertifiziert (Quelle Geschäftsstelle IVN, Stand 01.05.2019). Der IVN hat sich bisher nicht international durchgesetzt und ist hauptsächlich im deutschsprachigen/europäischen Raum vertreten. Zu den zertifizierten Unternehmen und Anbietern von IVN-Best-Produkten zählen Pioniere und Gründungsmitglieder des IVN, wie Disana, Engel, Elmer & Zweifel / Cotonea, Flomax Naturmode oder auch Schweikardt-Moden.
Die IVN BEST Kennzeichnung darf grundsätzlich nur in Übereinstimmung mit den Kriterien des IVN BEST Lizenzierungs- und Labeling Leitfadens verwendet werden. Ausschließlich Textilien (Fertigwaren
oder Vorstufenprodukte), die von einem Zertifizierten Betrieb unter Einhaltung des BEST Standards hergestellt und von einem zugelassenen Zertifizierer zertifiziert wurden (= BEST Waren) können
wie folgt gekennzeichnet werden:
“kbA/kbT” und mit dem “BEST Logo” unter Verwendung des Zusatzes “Naturtextil IVN zertifiziert BEST” oder der Verkürzung “Naturtextil BEST”
Zusätzlich muss der Hinweis auf den zugelassenen Zertifizierer (Name und/oder Logo), der die Produkte zertifiziert hat sowie die Lizenznummer des Zertifizierten Betriebes (wie vom zugelassenen
Zertifizierer vergeben) genannt werden.
In jedem Fall darf nur ein zertifizierter Betrieb eine IVN BEST Kennzeichnung auf einem Produkt/der Verpackung anbringen und diese muss vor der Anbringung durch den zugelassenen Zertifizierer des
zertifizierten Betriebes freigegeben worden sein.
Bereits 2018 wurde ein großer Revisionsprozess für die Richtlinienversion BEST 7.0 angestoßen. Die neue Richtlinienversion wurde für 2019 erwartet, ist aber noch nicht veröffentlicht.
Siegelklarheit (12/2019): "Sehr gute Wahl"
"Dieses Siegel erfüllt besonders hohe Anforderungen in den Bereichen Glaubwürdigkeit, Umwelt und Soziales"
Label-Online (12/2019): „Besonders empfehlenswert, nachhaltig"
"Es handelt sich um ein anspruchsvolles Label, das wesentlich zu ökologischen und sozialen Verbesserungen bei der Herstellung von Textilien beiträgt. Das Label kennzeichnet Produkte, bei denen die Naturfasern zu 100 Prozent aus Bioanbau stammen. Die Kriterien für die Vergabe des Labels werden von unabhängigen Stellen mitentwickelt, der Vergabeprozess ist transparent. Umfassende und regelmäßige Kontrollen machen das Label glaubwürdig. Verstößt ein Labelnehmer gegen die Vergabekriterien des Labels, so werden ihm Sanktionen auferlegt. Verbraucher können alle wichtigen Informationen zum Label kostenlos abrufen."
Textil-Siegel im Greenpeace-Check (Auflage 5. April 2018): drei von drei Sternen!
"Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) ist das ökologisch strengste Siegel am Markt. Es reguliert die gesamte textile Kette für Naturfasern vom biologischen
Anbau bis zum Endprodukt. Synthetikfasern sind ausgeschlossen, weil sie viel Energie und nicht erneuerbare Rohstoffe verbrauchen. Die große Menge unserer Mischfaserkleidung, vor allem mit
Polyester-Anteilen, ist damit bei IVN Best nicht zertifizierbar.
Chemikalien: Bei IVN sind alle Verbote mit Grenzwerten versehen. So dürfen bei den besonders schädlichen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) die langkettigen PFOA und PFOS nicht mehr
nachweisbar sein (weniger als 0,001 mg/kg), das Gleiche gilt auch für die flüchtigen kurzkettigen FTOH. Bei weiteren schädlichen Chemikalien wie Anilin oder Alkylphenolen sind Grenzwerte
hinzugekommen. Für 2019 steht eine große Revision an, mit der sich IVN Best deutlich vom GOTS abheben wird.
Der IVN Best ist vorbildlich beim Thema Kreislauffähigkeit: Textilien aus 100 Prozent Naturfasern sind vollständig biologisch abbaubar."
CIR Romero Initiative:
IVN hat gute ökologische Standards. Die Sozialstandards sind mittelmäßig. Existenzsichernde Löhne/Einkommen sowie Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen werden nicht aktiv gefördert. Für die glaubhafte Überprüfung der Einhaltung sozialer Kriterien wäre die stärkere institutionelle Einbindung von lokalen Akteur*innen, Gewerkschaften und NROs nötig.
Letzte Aktualisierung im Dezember 2019
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